Das Kamishibai steht in der langen Tradition einer visuellen Erzählkunst und stammt
ursprünglich aus Japan. Vorläufer dieser Form des bildgestützten Erzählens lassen sich dort
bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Von seiner Wortbedeutung her ist das Wort
„Kamishibai“ am besten mit „Papiertheater“ (kami = Papier, shibai = Theater) übersetzbar. In
Deutschland ist das Wort „Erzähltheater“ für Kamishibais geläufig. Denn charakteristisch für
Kamishibais ist das Erzählen oder Vorlesen zu stehenden Bildern, die im Verlauf einer
Geschichte wechseln.
Ein Kamishibai besteht aus einem oben geöffneten Wechselrahmen mit Flügeltüren.
Zwischen den Leisten bietet er so viel Platz, dass mehrere Bilder als Stapel hinein gestellt
werden können. Die Bilder werden im Rahmen betrachtet und nacheinander herausgezogen.
Die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuschauer wird so auf den bildlich dargestellten Kern
der gesprochenen Worte gelenkt. Die mit dem Rahmen fokussierten Bilder dienen dem
Akteur als Gedächtnisstützen. Das Kamishibai verstärkt sowohl die äußeren als auch die
inneren Bilder in ihrer Wirkung. Diese Wechselwirkung lässt ein Kino im Kopf entstehen,
unterstützt das Erzählen und führt von der vorbereiteten Geschichte zur eigenen Sprache.
Die szenische Erzählweise mit dem Kamishibai bietet Chancen für kreative und ästhetische
Gruppenerlebnisse – beim Zuschauen ebenso wie beim Vorführen. Das Nebeneinander von
Bildmedien und persönlicher Vermittlung bewirkt einen doppelten Effekt: Im Mittelpunkt steht
nicht ein „lebloses Medium“, vielmehr geschieht die Vermittlung dialogisch und persönlich in
großer Nähe zu den zuschauenden und zuhörenden Kindern. Körperausdruck,
bildkünstlerischer Ausdruck und Sprachausdruck treten in ein Wechselspiel, das
verschiedene Akzente zulässt. Der Erzählende kann mit individueller Stimme, Mimik und
Gestik seinen Vortrag gestalten. Dazu kommen die eigentliche Botschaft und die
Ausdruckskraft der Bilder. Dabei ist die Arbeit mit dem Papiertheater auf Dialoge
ausgerichtet: Reaktionen der Zuhörenden fließen als Teil des lebendigen Wechselspiels ein,
Tempo und Rhythmus des Erzählens können aus der Situation heraus gesteuert werden.
Das Kamishibai ist mobil und überall einsetzbar, es ist handlich, braucht weder einen
Stromanschluss noch motorisierte Transportmittel und ist überall dort ganz unkompliziert zu
nutzen, wo Menschen sich in kleinerer oder größerer Runde versammeln, so auch im
Gruppenraum der Kita oder in der Schulklasse.
Der Kamishibai-Rahmen und die Bildkarten zu den unterschiedlichsten Themen werden im
Handel angeboten. Jeder Thüringer Arbeitskreis für Jugendzahnpflege ist mit einem
Kamishibai ausgestattet. Mehrere Bildgeschichten zu Themen der Mundgesundheit und der
Ernährung stehen zur Verfügung, u. a. auch unsere Willi-Geschichten aus den „Willi weiß
es“-Heftchen.